Apg. 19,23-40

 

Einleitung

Wenn ich diesen Text lese, sehe ich die Aktualität. Die Situation treffen wir überall an.

Vorgeschichte kurz erzählen

Vier Personen bzw. Personengruppen charakterisieren

 

1. Demetrius

× sieht seine finanzielle Situation, sein Gewerbe gefährdet

× nimmt das nicht hin, sondern versucht, etwas dagegen zu unternehmen:

u er stachelt seine Kollegen des Gewerbes an (normalerweise sind sie seine Konkurrenten)

=> Zweckbündnis

u er polemisiert gegen Paulus, stellt die Situation nicht objektiv dar

u er versucht, noch eine andere Personengruppe auf seine Seite zu ziehen, indem er Argumente sucht, um sie anzusprechen, obwohl sein Interesse gar nicht darin liegt.

Beispiele aus der Geschichte:

1. Saddam Hussein bekannte sich zum Islam, als er im Golfkrieg drohte zu unterliegen, um die religiösen Moslems auf seine Seite zu ziehen.

2. Stuttgart 21: Wohnungen und Arbeitsplätze schaffen, wobei dies gar nicht die Grundintension ist, damit aber die ganze Finanzierbarkeit aufrecht erhalten wird.

u Sein Motiv ist Eigennutz, es geht ihm weder darum, die Ehre der Artemis zu retten, noch darum eine mögliche falsche Lehre zu entlarven, sondern er sieht seinen Gewinn gefährtet, sein Einkommen geschmälert

× Wo sehen wir uns?

u Situation ist mir aus dem Arbeitsleben bekannt: Es gibt Kollegen, die genauso handeln. Wenn der eigene Erfolg, das eigene Ansehen auf dem Spiel steht, werden alle fairen und unfairen Hebel in Bewegung gesetzt, um ja keine Abstriche machen zu müssen.

× Wo sind wir gefährdet?

u Rückstufung, höhere Steuern, geringeres Einkommen, Benachteiligung

u Streben in der Wirtschaft, immer erfolgreicher sein zu müssen, der Konkurrenz einen Schritt voraus. Dieses Gedankengut schleicht sich fast unbemerkt in unsere Köpfe ein, und mit der Zeit denkt der Arbeitnehmer genauso

u Ein Selbständiger, dessen Existenz von den Einnahmen seines Unternehmens abhängt.

u Wie vorbildhaft sind wir in diesen Situationen. Können wir das als von Gott gewollt akzeptieren? Oder suchen wir uns auch aus Eigeninteresse dagegen zu wehren?

 

2. Volk

× orientierungslos

× schwimmt mit dem Strom

× "die meisten wußten nicht, warum sie zusammengekommen waren"

× läßt sich von Meinungsmachern treiben / führen

× Beispiele aus der Geschichte:

u Israelis / Araber

u Abtreibung

u EU

u Hitler

× Wo liegen unsere Gefahren?

u Lassen wir uns von der öffentlichen Meinungsmache manipulieren?

u Haben wir ein klares Ziel, feste Standpunkte?

u Vertreten wir diese Standpunkte auch dann, wenn Widerstand droht?

 

3. Kanzler

× er besitzt die Gabe, eine aufgebrachte Menge von möglicherweise Zehntausenden zu beruhigen

× besitzt diplomatische Fähigkeiten

× Wie geht er dabei vor:

u er holt das aufbrausende Volk dort ab, wo sie stehen

Er geht nicht auf Widerstand, sondern sucht eine gemeinsame Ebene

Er sucht ihre Zustimmung

u Appeliert an ihren Verstand, leitet das Verhalten für jeden nachvollziehbar ab

u nimmt auch die Gegenseite in Schutz, verteidigt sie

u macht dem Volk klar, daß sie ungesetzlich handeln

u gebraucht wiederum den Verstand, verweist die aufgebrachte Menge an die rechtlichen Einrichtungen, die für diese Fälle zuständig sind

× Handelt aber aus Eigennutz, hat Angst vor seiner Karriere.

Weiß, daß Tumulte und Aufruhr von den Römern nicht geduldet werden. Damit wäre sein Posten gefährdet.

× Es geht ihm daher nicht darum, Frieden zu stiften, sondern seine eigene Karriere nicht zu gefährden.

× Wo sehen wir uns?

u Schreiten wir bei Unrecht ein, oder halten wir uns lieber vornehm zurück, um uns nicht die Hände schmutzig zu machen. Wir könnten ja in etwas hineingezogen werden, was gar nichts mit uns zu tun hat.

u Was sind unsere Motive, wenn wir vermitteln?

u Halten wir beim Vermitteln an unseren Standpunkten fest oder geht es uns in erster Linie darum, Spannungen aus dem Weg zu räumen?

Diplomatie ist auf der einen Seite eine sehr wertvolle Fähigkeit:

- Versöhnung oder Frieden schaffen

- Hineinversetzen in die Situation der beiden Parteien

- Lösungsansätze aufzeigen und helfen bei der Umsetzung

- Schiedsrichter

Auf der anderen Seite birgt es aber auch Gefahren:

- Um des lieben Friedens willen zuviel nachgeben, eigenen Standpunkt verlassen

- Die Interessen einer (der zurückhaltenderen) Partei vernachlässigen

(insbesondere bei harmoniebedürftigen Menschen)

 

4. Paulus

× hat ein klares Ziel, einen klaren Standpunkt

× furchtlos

× verfolgt die Interessen Gottes

× stellt seine eigene Sicherheit hintenan (V. 30)

× tut Gutes

× ruft Widerstand hervor, ohne dies zu beabsichtigen

× Was lernen wir?

u Wir müssen damit rechen, daß unser Leben als Christ Widerstand hervorrufen kann.

("Nichts ist lästiger als die stumme Mahnung, die von einem guten Beispiel ausgeht." - Mark Twain)

u Wo sich nichts rührt, müssen wir uns fragen, inwiefern unser Lebensstil als Christ Spuren zeichnet, andere zum Nachdenken herausfordert.

u Widerstand ist normal

Das Evangelium ist nicht nur ein Trostpflaster, sondern geht an die Substanz, ans Innerste und ruft Widerstand hervor.

Jeder von uns hat es in seinem Leben schon erfahren. Nicht nur in Form eines Belächelns oder einer harten Auseindandersetzung in Worten, sondern in massiver Form: z.B. Schädigung des Arbeitsklimas, Geschäftsinteresse, wenn wir bei bestimmten Machenschaften nicht mitmachen. Auf den Widerstand müssen wir uns vorbereiten.

Evangelium ruft auch inneren Widerstand/Kämpfe hervor, wenn ein Mensch umkehrt (bzw. sich im Licht der Bibel prüft).

u Widerstand kann zur Resignation führen

Wer nicht auf Widerstände eingestellt wird, wird sich ins fromme Schneckenhaus zurückziehen. Es kann aber auch sein, daß ein solcher Christ sich von den verlockenden Ideen oder durch massiven Druck umstimmen und mitreißen läßt. Wieviel Resignation in unseren Kreisen. Auslöser sind Toleranz und Widerstand dem Evangelium gegenüber. Haben wir uns heute nicht in unser frommes Ghetto zurückgezogen?

u Motivation, denn das Evangelium ist die Kraft Gottes

Es geht nicht nur eine Kraft von ihm aus, nein, es ist Kraft - Dynamis.

Es ist keine gewöhnliche Kraft, sondern eine übernatürliche, eine göttliche Kraft.

Es ist aber niemals eine magische Kraft. Zwar wird die Bibel, der Name des dreieinigen Gottes, bei weißer Magie verwendet. Doch nur als Requisit oder Formel, und die Person bleibt außen vor.

Das Evangelium ist eine Kraft Gottes - eine heilende, ermutigende, bewahrende und befreiende Kraft. Sie hilft Menschen zurecht, wenn sie Gott vertrauen.

Der Christ braucht Mut, standhaftigkeit, Ausdauer, aber auch gute Argumente, Weisheit, Klarheit in seinen Worten und Gedanken.

 

Eigentlich ...

Wir haben uns jetzt diese vier Personen bzw. Personenkreise angeschaut. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht. Mir geht es oft so:

× Eigentlich weiß ich, daß Paulus richtig gehandelt hat, daß ich furchtlos sein müßte, meine eigene Sicherheit und Interessen hintenan stellen müßte und ohne Wenn und Aber Gottes Interessen verfolgen sollte.

× Eigentlich weiß ich, daß die finanziellen Interessen einen geringeren Stellenwert haben sollten, als Gottes Wertvorstellungen (im Ggs. zu Demetrius)

× Eigentlich weiß ich, daß ich feste Standpunkte haben sollte und die auch gegen Widerstand vertreten sollte. (Ggs. Volk)

× Eigentlich weiß ich, daß ich uneigennützig helfen sollte, Probleme zu lindern bzw. zu beheben, auch wenn ich nichts damit zu tun habe. (Ggs. Kanzler)

Im Grunde genommen ist uns allen klar, wie wir eigentlich als Christ zu handeln haben:

× Eigentlich wollen wir doch alle generell friedlich, freundlich, geduldig, großzügig, ethisch, christlich, ... sein, aber konkret finden sich immer wieder gute Gründe, es so zu machen, wie es doch irgendwie alle tun, oder?

× Eigentlich sind wir für Vergebung und Versöhnung. Aber wie viele zerrüttete Beziehungen lassen sich zurückführen auf minimale Anlässe, bei denen zurückgeschlagen und niemals vergeben wurde?

× Eigentlich weiß ich, wie sehr ich in allem auf Gottes Kraft angewiesen bin. Aber dann stehe ich doch wieder scheinbar allein vor einer Herausforderung und reagiere mit Streß, Angst und Druck und fühle mich zerquetscht unter der Last von Verantwortung und Terminen. Aber intuitiv will ich das alles lieber selber schaffen, muß das alles doch auch irgendwie selber schaffen, oder? Das hilfreiche Gebet, das mich aus dieser Gefangenschaft in mir selber herausholen könnte, will mir nicht über die Lippen kommen.

× Eigentlich weiß ich, daß ich mehr für die Stille mit und vor Gott nötig hätte, doch im entscheidenden Moment wird die Zeit von so vielen anderen guten und richtigen Dingen des Lebens übergebügelt.

Dieses Problem hat bereits Paulus erkannt, wenn er schreibt:

"Denn das Gute, das ichnwill, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich." (Röm. 7,19)

Gibt es nicht ein paar konkrete Hilfen gegen diese Form von intuitivem Fehlverhalten trotz besten Absicht?

× Bewußtmachen des Problems, eigenes Verhalten nicht billig entschuldigen, bewußt entgegensteuern.

× Antwort von Bill Hybels: Ändern von schlechten Gewohnheiten

So wie bei jemandem, der ungesund lebt, es hilft, wenn er weniger ißt und mehr Sport treibt, so setzt auch, um geistlich gesund zu leben, dies gute Gewohnheiten voraus. Hybels nenn für sein Leben fünf Bereiche:

u Gute geistliche Musik hören

u Die Stille suchen

u Bewußt auf Gott zu hören und mit ihm reden im Gebet

u Enge persönliche Gemeinschaft mit anderen Christen praktizieren

u Immer wieder neues dazulernen und sich klarmachen über Gott (durch Predigten hören, Gottes Wort lesen, gute Bücher oder Zeitschriften lesen, Kassetten hören)

Im Grunde genommen nichts neues, kein Super-Trick. Einfach gute Angewohnheiten, die uns trainieren, damit wir im Alltag besser reagieren können. Damit man nicht reflexhaft das tut, was "man" so tut ...

Wichtig: Gute Angewohnheiten sind Hilfsmittel, keine Gesetze. Man darf jetzt nicht in die Gesetzlichkeit zurückverfallen. Das Ziel ist, daß aus dem "Eigentlich" ein "Wirklich" wird. Und das ist dann Christsein im Alltag!