Römer 10,1-13

 

Zweck des Gesetzes

Einstieg über V. 5

Gott gab den Juden im AT das Gesetz, um ihnen seinen Willen klarzumachen.

Somit konnten sie erkennen, was gut und böse ist.

Die Juden wollten durch das Gesetz vor Gott gerecht werden.

Doch Menschen aller Zeit müssen erkennen, daß das Gesetz vor Gott nicht gerecht machen kann.

Das Gesetz bewirkt nämlich zunächst das Gegenteil, die Welt wird durch das Gesetz nicht fromm, sondern schuldig:

× Durch das Gesetz kommt die Erkenntnis der Sünde. (Röm. 3,20b)

× Gesetz regt die Sünde an, wie bei einem kleinen Kind, dem man etwas verbietet. Sünde bedient sich des Gesetzes, böse Begierden zu wecken (Röm. 7,7: Denn ich wußte nichts von der Lust, hätte das Gesetz nicht gesagt: Laß dich nicht gelüsten.). Wenn das Gesetz kommt, merkt man den Widerstand gegen Gottes Willen. (Reiz des Verbotenen)

× Das Gesetz hat nicht die Kraft, die schlechten Absichten zu dämpfen und unseren Willen und unser Denken gut zu machen. (Bsp. Strafgesetz)

Die Anforderungen des Gesetzes sind immens hoch. Weshalb?

× Wir werden durchs Gesetz so zerbrochen (gezüchtigt), bis wir zerstört am Boden angelangt sind und erkennen, daß wir es alleine niemals schaffen können, sondern daß diese Forderungen ein anderer für uns erfüllen muß. D.h. das Gesetz treibt zu Christus

Es ist seit jeher ein Bestreben des Menschen, seine gebrochene Beziehung zu Gott wieder in Ordnung zu bringen.

× Von jeher waren Menschen bestrebt, selbst vor Gott gerecht zu werden, d.h. eine Gerechtigkeit zu erlangen, die vor Gott bestehen kann. (Bsp. Brückenbau)

× Doch dieser Weg muß scheitern, weil niemand durch die Werke des Gesetzes gerecht werden kann. (Röm. 3,19.20a: Wir wissen aber: was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, auf daß aller Mund gestopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, weil kein Fleisch durch des Gesetzes Werke vor ihm gerecht sein kann.)

× Wenn ein Mensch durchs Gesetz Gerechtigkeit (und Ruhm) erlangen will, verfehlt dadurch das Gesetz seinen Zweck. Wozu wäre dann noch ein Evangelium des Glaubens nötig?

× Wenn es ein Gesetz gäbe, das lebendig machen könnte, käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz (Gal. 3,21), und Christus wäre vergeblich gestorben (Gal. 2,21).

× Da es aber keins gibt, ist Christus der einzige Weg! (Apg. 4,12: In keinem anderen ist das Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.)

× Solange der Mensch meint, etwas tun zu können, bleibt er unter den Anforderungen (Joch) des Gesetzes. Erst wenn er unter der Last zusammenbricht, wird es besser (Gal. 3,24)

 

Ist das Gesetz deshalb etwas schlechtes?

Vergleich: Tischler mit gutem Werkzeug, aber morschem Holz

=> gutes Gesetz, unzuverlässiger Mensch: Material taugt nichts

Röm. 8,3: Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch.

Doppelte Aufgabe des Gesetzes:

× Es vermehrt die Sünde.

Wer etwas von Gottes Heiligkeit erkannt hat, glaubt nicht mehr, daß er vor Gott vollkommen werden kann, stattdessen wird er gedemütigt und zerbrochen.

× Gleichzeitig verdammt das Gesetz die Sünde.

 

Haltungen gegenüber dem Gesetz

Welche Haltungen können sich für jemand, der mit diesem Gesetz konfrontiert wurde, gegenüber dem Gesetz ergeben?

a) Verachtung

=> Verachtung von Gottes Willen

=> Verachtung von Gott selbst

b) Eifern, Eigengerechtigkeit

z.B. Juden (Röm. 10,2)

Sie versuch(t)en durch Halten der Gesetze vor Gott gerecht zu werden, woll(t)en durch geistliche Gesetzeswerke Gott gefallen.

Bsp. Mt. 19,20.21: Einem, der glaubte, er habe das Gesetz gehalten (reicher Jüngling), sagte Jesus etwas anderes Unerfüllbares

=> Jesus wollte ihm keinen Trost in seiner Frömmigkeit geben

c) Kürzung der Forderungen

u leichter und milder machen -> Seligkeitsweg

u Übereinstimmung mit eigener Meinung -> man kann es erfüllen

u Argument: Dies kann kein sterblicher Mensch erfüllen, deshalb kann Gott es nicht fordern

u Feilschen mit dem Gesetz: Gott kann nichts Unmögliches verlangen

u Ziel niedrig setzen -> Entgehung der Schuld

=> Da das Gesetz Gottes Wille ist, kann nichts verändert oder erleichtert werden, sonst wäre Gott nicht mehr heilig (Lev. 19,2)

Kein Handeln wie auf dem türkischen Bazar!

d) Gesetz als Maxime (obere Richtlinie)

u so viel tun, wie man kann

u Christus ist gnädig, er vergibt uns, was wir nicht erfüllen können (=> Röm. 4,4)

=> Verflucht ist, wer nicht alle Werke dieses Gesetzes erfüllt. (Deut. 27,26)

=> So jemand das Gesetz hält und sündigt an einem, der ist es ganz schuldig. (Jak. 2,10)

e) Zukunftsvertröstung

u Was jetzt nicht geht, wird man später mit Gottes Hilfe erlangen

-> eigene Erfahrung, warum soll es später leichter sein?

f) Gesetz dient zur Heiligung

u Gesetz dient weder zur Gerechtigkeit noch zur Heiligung, sondern Christus (1. Kor. 1,30)

u Gesetz heiligt nicht, sondern macht die Sünde größer

 

g) Gesetzlichkeit

u das Gesetz wird über Gott gestellt

Buchstabentreue und Paragraphenreiterei (Mt. 12,1ff; Mt. 15,1ff)

-> Beispiele

Dieser Punkt stellt auch für uns oft eine Gefahr dar, überall dort wo z.B. Formen über dem Wesentlichen steht.

=> eigene Erfahrung

Gefährlich wird es, wenn man sich daran aufhält, was man für Gott tut, statt an dem, was man mit Gott tut.

h) fehlende Reife

u Wenn ich nur recht bereuen, beten, lieben könnte, dann würde ich glauben

u Wenn das Gesetz nur recht vom Kopf ins Herz käme, dann würde ich nicht mehr sündigen

u (anhand eigener Erfahrung): Ich muß erst meine Lebensweise ändern, ein guter Mensch werden, manche Sünden ablegen, bevor ich zu Christus kommen kann, so kann ich doch nicht vor ihn treten

Konsequenz: Ich werde mich bessern. Dies gelingt vielleicht auch anfangs, doch irgendwann übermannt einen die Sünde und im Herzen fühlt man sich kalt und gottlos.

Fazit: Der Gedanke, daß wir das Gesetz halten könnten, führt entweder zu falschem Trost oder zu unterwürfiger Angst.

Weitere Irrtümer:

u Berufung auf Freiheit

keine Fehlererkenntnis

u oberflächliche Bekehrung

Pharisäertum

u Werkheiligkeit

Versuch, gottesfürchtig zu leben

u Gleichgültigkeit

 

Christus - die Erfüllung des Gesetzes

Bisher haben wir gehört, welche Reaktionen und Konsequenzen das Gesetz auslösen kann. Welche Absicht ist aber in der Bibel geschildert?

Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch. (Röm. 8,3)

× Durch die Schwachheit unseres Fleisches konnte das Gesetz in uns keine Gerechtigkeit bewirken. Deshalb mußte es ein anderer für uns erfüllen. (Stellvertretung ist hier von Gott vorgesehen.)

× Das Gesetz kam, damit die Sünde mächtig wird und die Notwendigkeit der Gnade noch mächtiger wird. (Röm. 5,20).

× Jesus wurde unter das Gesetz getan, um es an unserer Stelle zu erfüllen und die freizukaufen, die unter dem Gesetz sind. Wir sind geheiligt durch Christi Opfer.

Mt 5,17: Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. und Röm. 10,4: Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. scheint zunächst ein Widerspruch zu sein. Doch die beiden Verse drücken genau das Geheimnis aus.

× Obwohl wir Christen noch genauso sündigen und Schuld auf uns laden, wird sie uns nicht mehr angerechnet. Wir werden nicht nach den Werken gerichtet.

× Wir leben jetzt unter völlig veränderten Rechtsbedingungen => Vergleich (Röm. 4,4.5: Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.)

× Der, der an Christus glaubt, hat Gesetz gegenüber keine Schuld, weil er in Christus die Gerechtigkeit hat, die das Gesetz fordert, denn er lebt in mir und ich in ihm. (Bsp. Ehe: Auto, das dann beiden gehört)

× Christus hat uns die Gerechtigkeit erworben. Er hat das Gesetz gehalten, aber nicht für sich selbst (Joh. 17,19)

× Seine Vollkommenheit ist meine Gesetzeserfüllung.

× So kann ich letztlich sagen: Ich habe das Gesetz erfüllt, nicht in meiner Person, sondern durch meinen Stellvertreter Christus.

× Fazit: Wir sündigen nach wie vor, doch im Gegensatz zu früher verurteilt uns das Gesetz nicht mehr. Wenn wir an Christus glauben, sind wir vor Gott gerecht.

=> Röm. 10,9.10 lesen

 

Bedeutung des Gesetzes für die Christen

Welche Bedeutung hat nun das Gesetz für die Christen. Wenn die Gerechtigkeit aus dem Glauben kommt, heißt das dann, ich kann mich jetzt zurücklehnen und die Freiheit genießen?

Einen Hinweis gibt der Text: Wenn man von Herzen glaubt ... (Röm 10,10a)

Wir wissen aber, daß das Gesetz gut ist, wenn es jemand recht braucht. (1. Tim. 1,8)

Wie ist es denn nun recht zu gebrauchen? Dient es nicht nur für unsere Verurteilung? Hat es seinen Zweck nicht schon vor der Zeit des Glaubens an Christus erfüllt?

× Durch den Glauben erwächst die Lust, Gott zu gefallen. Ich tue das Gute nicht, weil das Gesetz mich zwingt bzw. um dem Urteil / den Drohungen zu entgehen, sondern aus Liebe zu Gott und seinem Willen.

× Gott will, daß wir Lust und Liebe zum Guten haben, nicht unter Druck oder aus Angst.

=> Das bewirkt Christus, nicht das Gesetz; er verändert unsere Gesinnung

Aufgaben des Gesetzes:

× Richtlinien für die Lebensgestaltung

Ich will aus Dankbarkeit für meine Errettung das tun, was Gott gefällt.

=> Dazu ist Gesetz mein Wegweiser: Es treibt, zwingt oder bedroht aber nicht mehr, da wir aus der Justiz des Gesetzes gefallen sind.

Es sagt uns jetzt, wie wir leben sollen => ganz andere Aufgabe als früher

So ist auch die Losung von heute zu verstehen: O daß mein Leben deine Gebote mit ganzem Ernst hielte. (Psalm 119,5)

Die zwei Positionen spiegelt sich an folgendem Bild wieder:

- 1. Autofahrer, der Geschwindigkeitsbeschränkungen als völlig überflüssig ansieht und nur versucht, den Radarfallen auszuweichen.

- 2. Autofahrer, der die Beschränkungen als sinnvoll erachtet, dem es aber auch nicht immer gelingt, sich daran zu halten.

Luther: "Wenn es um den Lebenswandel geht, will ich die Gebote gerne hören und befolgen, wenn es jedoch darum geht, wie ich vor Gott stehe, dann will ich nichts vom Gesetz wissen."

× Korrektur

Eine weitere Aufgabe des Gesetzes ist die tägliche Korrektur

Wenn unsere sündige Natur versucht, überhand zu gewinnen, züchtigt das Gesetz uns und treibt zu Christus (Gal. 3,24)

Rosenius: "Gesetz ist eine Peitsche fürs Fleisch."

Wenn das Gesetz so angewandt wird, so wird der Christ stets wach und beschäftigt sein:

Er wird immer deutlicher seine eigene Schwachheit erkennen und daher auch immer stärker spüren, daß er von der Gnade Gottes abhängig ist.

× keine Bedeutung für Gerechtigkeit

Um vor Gott gerecht zu sein, braucht man die Gerechtigkeit eines andern.

Das Gesetz kann mein geistliches Wachstum nicht fördern, doch das Fundament dafür legen. (=> Auf diese Steine können Sie bauen)

Wenn wir auf Gottes Gesetz unser Leben bauen, ist ein wichtiger Grundstein gelegt, doch ohne den Glauben ist es dennoch bedeutungslos!