Im falschen Zug


Mit Verspätung fuhr unser Zug im Frankfurter Hauptbahnhof ein. Ich rannte zur Fahrplantafel und suchte den Bahnsteig heraus, von dem der Zug nach Darmstadt abfuhr. Dann rannte ich wieder los.

Als ich den Bahnsteig 8 erreichte, sah ich, wie der Zug sich gerade in Bewegung setzte. Es gelang mir, noch eben aufs Trittbrett zu springen. - Geschafft! Dachte ich.

Nach einiger Zeit kam der Zugbegleiter und kontrollierte meine Fahrkarte.

»Sie sitzen im Zug nach Paris«, erklärte er mir. »Aber ich war doch auf dem richtigen Bahnsteig!« versuchte ich einzuwenden. - »Das stimmt wohl, aber Ihr Zug stand auf der anderen Seite.«

Glücklicherweise hielt der Zug noch einmal in Mannheim. So erreichte ich kurz vor acht doch noch die Kirche in Darmstadt, in der ich an diesem Abend zu sprechen hatte.

In der vollen Überzeugung, das Richtige zu tun, war ich in den falschen Zug gestiegen. Ich hatte mich nicht genügend informiert.

Manche Menschen vertreten heute die Auffassung, es komme doch nur darauf an, dass der Mensch irgendeinen Glauben habe. Doch mit dem Glauben verhält es sich ähnlich wie mit der Eisenbahn. Wenn es nicht in die falsche Richtung gehen soll, ist es wichtig, dass man im »richtigen« Zug sitzt.

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