Beten - aber zu wem?


Etwas kann der Mensch als einziges Geschöpf: nicht nur urige Laute hervorbringen, sondern daraus Wörter und Sätze formen, seine Gedanken in sinnvollen Zusammenhängen formulieren. Doch dazu muss er sie zuerst präzisieren: Er muss denken. Denken und Sprechen gehören zusammen.

Wer sich ausdrücken kann, will sich auch mitteilen: Nachrichten, Erfahrungen, Gefühle austauschen. Also reden die Menschen miteinander. Von Anfang an. Aber der Nachbar als Gesprächspartner reicht nicht aus. Der Mensch will auch in die Welt "dahinter" hineinrufen, die er nicht begreifen kann.

Die Anrufung höherer Mächte findet sich, in welcher Form auch immer, in nahezu allen Religionen. Das ist Beten. Und den Ansprechpartner nennen wir "Gott". In diesem Zusammenhang ist das weniger ein Name, eher ein Gattungsbegriff. Darunter stellen sich Menschen sehr unterschiedliche Personen und Dinge vor. Wer "der da oben" ist, weiß eben so genau keiner.

Die Muslime sprechen von "Allah", wenn sie in Deutschland leben, sagen sie auch schon mal "Gott". Und die Christen in den arabischen Ländern reden von "Allah", denn ein anderes Wort für Gott gibt es in ihrer Sprache nicht.

Ist die Bezeichnung "Gott" irgendwo auch ein Zeichen der Verlegenheit, weil wir ihn nicht begreifen? Denn zu Ende denken kann ihn kein Mensch. Auch die Christen nicht. Aber sie haben eine andere Ausgangsposition. Sie reden nicht nur von oder zu Gott, sie begreifen ihn als den, der selbst zu ihnen spricht.

Seine "Reden" findet jeder, der dazu bereit ist, in der Bibel. Dort gibt Gott sich zu erkennen, als "der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs", als der Gott, der zu den Menschen kommt und zu ihnen redet, durch die Jahrhunderte hindurch, bis er ihnen zuletzt in seinem, 'Ebenbild' (Kolosser 1,15) begegnet in Jesus Christus. Der redet im Auftrag Gottes. Er redet und er stirbt. Für die Schuld, die alle Menschen auf sich geladen haben. Er schließt die Kluft zwischen Gott und Mensch - die gedankliche und die reale. Er schlägt die Brücke, öffnet den Weg, vergibt jeden Fehltritt. Die Tür ist jetzt offen, die das große Kennenlernen ermöglicht. "So spricht der Herr."

[Diesen Artikel versenden]   [Denkanstöße abonnieren]