Worin unterscheidet sich Berufung von Auserwählung?


Jesus selbst beschreibt den Unterschied zwischen Berufung und Erwählung anhand des Gleichnisses vom Hochzeitsmahl (Matthäus 22,1-14). Es steht für die Zusammenführung der christlichen Gemeinde mit Jesus bei dessen Wiederkunft.

Zugleich skizziert das Gleichnis den Weg, wie Gott Israel und allen Menschen das Heil offenbart hat. Im ersten Teil (V. 1-7) wird zweimal eine konkrete Einladung an das Volk Israel ausgesprochen, das die Einladung ablehnt (V.3 u. 4). Gott öffnet daraufhin die Tür für alle Menschen (V. 8-10, vgl. Römer 11, 16-24). Die Knechte erhalten den Auftrag zur Weltmission. Jesus, der abgelehnte Gottessohn, wird somit zum Heiland der Welt.

Der letzte Teil des Gleichnisses befasst sich mit der Frage des Hochzeitskleides. Unter den Gästen befindet sich einer, der kein entsprechendes Kleid trägt. Wie kommt es aber, dass die anderen Gäste das richtige Kleid tragen? Die Lösung findet sich in Offenbarung 3,5: "Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln." Gott stellt die Kleider bereit, die Gäste erhalten sie durch den Glauben an Jesus - durch Bekehrung und geistliche Wiedergeburt. Das weiße oder neue Kleid ist im Neuen Testament ein Symbol der Heiligung und Reinigung. Wer ein solches Kleid nicht trägt, wird aufgrund seiner Sündhaftigkeit keinen Anteil an der himmlischen Gemeinschaft mit Gott haben (V. 13). Der Mann, der in dem Gleichnis kein Hochzeitsgewand trägt, hat also die Einladung zur Hochzeit (zum Glauben an die Erlösung durch Jesus Christus) gehört und verstanden. Er hat ihr auch äußerlich Folge geleistet, aber keine innere Buße vollzogen und keine geistliche Wiedergeburt erlebt.

Berufung oder Erwählung - mit dieser Unterscheidung in Vers 14 bringt Jesus seine vorherigen Aussagen noch einmal auf den Punkt. Einerseits werden durch die christliche Verkündigung viele Menschen auf Jesus aufmerksam (Berufung) und verstehen, dass auch sie ihr Leben unter Gottes Herrschaft stellen sollten. Andererseits ist längst nicht jeder, der die Wahrheit erkannt hat, zu diesem Herrschaftswechsel bereit. Manch einer vollzieht keine innere Umkehr, weil ihm ein Leben nach eigener Fasson wichtiger ist; er kann deshalb auch nicht geistlich "von neuem geboren" werden. Aber ohne eine echte innere Umkehr und einen Neuanfang aus Gottes Gnade heraus kann niemand in Gottes himmlisches Reich kommen (Erwählung).

Berufen im allgemeinen Sinn sind alle Menschen, erwählt nur diejenigen, von denen Gott im Voraus wusste, dass sie sich aus freien Stücken für ihn und seine Herrschaft entscheiden werden. Fazit: Jeder Mensch hat demnach eine echte Chance zur Umkehr, denn Gottes Erwählung einiger bedeutet nicht, dass die anderen an der Entscheidung für ihn gehindert werden. Gott respektiert die freie Wahl eines Menschen.

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