Gott - ein Egoist?


Drei Wochen predigte ich an jedem Abend in der Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen. An einem Abend, als ich über das Verhältnis des Menschen zu Gott sprach und sagte, dass Gott uns geschaffen habe, damit wir ihn ehren, rief ein Zuhörer sehr laut: "Der Egoist!" Ich führte meinen Gedanken zunächst zu Ende und antwortete ihm dann: "Wäre der ewige Gott ein Mensch, könnte man das sicher so sagen. Aber er ist anders als alles Geschaffene. Wir sind nicht Gott. Wir wurden nur so geschaffen wie ein Bild, das mit dem Original bestimmte Übereinstimmungen hat. Deshalb riefen die Engel bei der Geburt Jesu auf den Feldern von Bethlehem: ‚Ehre sei Gott in der Höhe!’ Und dann erst folgt: ‚Und Friede auf Erden den Menschen, an denen Gott gefallen hat!’"

Ja, die Menschen, an denen Gott Gefallen hat, das sind die Menschen, die ihn ehren. Gott zu ehren, das ist wie eine Stufenleiter zur Gemeinschaft mit ihm. Ein Beispiel: Wenn ich einen Menschen, der mich besucht, ehren will, dann bereite ich mich auf ihn vor. Ich überlege, was ihm gefallen würde, und stelle mich auf ihn ein. Ich begrüße ihn und frage, ob es ihm gut geht, ob er Wünsche hat, und ich bin bereit mich danach zu richten. Wenn ein Mensch so Gott begrüßt, ihn fragt und seinen Wünschen folgt, dann lernt er Gott immer mehr kennen. Und er lernt auch, Gott zu vertrauen. Genau das bedeutet es ja, ihn zu ehren: Er folgt ihm, er wird ein glaubender Mensch.

Das befreit uns von unserer selbstsüchtigen Lebensweise und die Freude an Gott hält bei uns Einzug. In dieser Haltung begreifen wir dann auch, dass der Schöpfer seinen Sohn gesandt hat, um uns durch dessen stellvertretendes Sterben die Vergebung aller unserer Sünde zu schenken. Wer Gott erkennt, begreift auch, dass es das wahre, glückliche Leben ist, zu Gottes Ehre zu leben.

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