Bibelarbeit: Menschenfischer; Johannes 21, 1-25

Johannes 21

Einleitung

Es ist unklar, ob Johannes diesen Nachtrag (Kap. 21) selbst verfasst hat oder nicht und ob er später verfasst wurde oder zeitgleich, da in Kap. 20, 30.31 bereits ein Abschluss verfasst war.

Weshalb wurde Kap. 21 noch angehängt? Auferstehungsbericht war doch bereits abgeschlossen?

Der Schreiber wollte nochmals verdeutlichen, dass es sich bei der Auferstehung um eine Tatsache handelte. Viele behaupteten, es habe sich um Visionen oder gar Halluzinationen gehandelt.

Aber Jesus hat ein Feuer entfacht, eine Mahlzeit zubereitet und auf den Fischschwarm aufmerksam gemacht. Die Jünger konnten sich überzeugen, dass er kein Geist war, sondern aus Fleisch und Blut war.

Jesus war nicht die Ausgeburt einer erregten Phantasie, sondern der Auferstandene, der den Tod überwunden hatte und zurückgekehrt war zu den Seinen.

VV. 1-14

Szene findet am See Genezareth statt - weg von Jerusalem, dadurch auch keine verschlossene Tür aus Furcht vor den Juden (Kap. 20,19)
Gemeinschaft ist den Jüngern jetzt wichtig. Als Petrus spricht: "Ich will fischen gehen", wollen die anderen Jünger mitmachen, um etwas gemeinsam zu tun. (V. 3)
Es fällt auf, dass Jesus die Jünger mit "Kinder" anspricht, was er vorhin noch nicht getan hatte: Hinweis auf die Kindschaft Gottes, die mit der Auferstehung vollzogen wurde. (V. 5)
Jünger erkannten Jesus nicht am Aussehen (spricht für verändertes Aussehen, V.4.12)
Aber sie erkennen ihn an seinem Handeln, an seiner Identität -> Bild für uns: Auch wir können Jesus nicht optisch erkennen, aber wir können Jesus an seinem Handeln erkennen, so dass wir wissen, dass es Jesus ist.
Fang am Tag sehr ungewöhnlich, beste Zeit für erfolgreichen Fischfang bei Nacht. Auf das Wort Jesu hin werfen sie ihr Netz aus (allerdings obwohl sie Jesus noch nicht erkannt haben). Erinnerung an Lk. 5,5 kommt auf: "Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen." (Simon Petrus)
Jünger reagieren auf den Befehl eines Fremden (nicht ganz ungewöhnlich, da die Leute am Ufer oft besser sehen konnten, wo sich die Fische befinden).
Ohne dass sie es wissen, ist der Herr ihnen nahe.
Auf sich selbst gestellt, mühen sie sich vergeblich. (V.3)
Das Netz müssen sie auswerfen, wohin Jesus es ihnen sagt. (V. 6) (vgl. Joh. 15,5: "Ohne mich könnt ihr nichts tun.")
Fang wurde zum Erkennungszeichen für Jesus.

Johannes identifizierte ihn als erstes damit (V. 7)

Unterschiedliche Reaktionen von Johannes und Petrus (V. 7.8):

Johannes, der besonnen reagiert und zunächst seine Arbeit abschließt (man stelle sich nur vor, was geschehen wäre, wenn alle das Netz losgelassen hätten und zu Jesus gerannt wären).
Petrus, der alles stehen und liegen lässt und Jesus als erster begrüßen möchte (vgl. Szene, als Petrus Jesus entgegenging, als Jesus nachts auf dem Wasser lief).

Jesus ist Herr und Gastgeber, der alles anordnet. Er beteiligt allerdings die Jünger mit ihrem Fang an der Mahlzeit, die sie wiederum Jesus verdanken -> Symbol für unser Leben als Christ.
Jesus gibt nicht nur das Nötigste, sondern verschenkt in verschwenderischer Fülle.
Bedeutung der Zahl 153: Es gibt unterschiedlichste Erklärungen. Eine davon (Hieronymus):

Es gäbe 153 verschiedene Meeresfische. Dieser Fang verkörpere mithin einen Fang, der alle Fischarten einschließe. Die Zahl sei ein Symbol dafür, dass eines Tages alle Völker für Jesus Christus eingebracht würden.
Netz zerriss nicht: Netz verkörpert die weltweite Kirche, in der Raum für alle Völker ist. Selbst wenn alle der Kirche beiträten, wäre die Kirche groß genug, um sie aufzunehmen.

Der Fischzug ist nochmals ein Bild für den Auftrag, Menschenfischer zu werden.
Parallele zu den Vermehrungswundern und zum Abendmahl (vgl. Emmausjünger)

VV. 15-19

Jesus spricht Petrus als Simon an (als der einfache Mensch, der mit leeren Händen vor Jesus steht, nicht im Amt oder als Würdenträger). (V. 15)

1. Frage: Vielleicht möchte Jesus Petrus an Mt. 26,33 erinnern. Er war damals sehr davon überzeugt, dass er als einziger Christus immer treu bleiben werde. Jesus möchte mit dieser Frage auch wissen, ob er immer noch an seinem Anspruch festhält, ihn mehr zu lieben als die anderen. (V. 15)

Petri Antwort überrascht "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe." (nicht: lieber habe als die anderen). Die Erfahrung hat ihn wohl demütiger gemacht und er erhebt sich nicht mehr über die anderen Jünger. (V. 15)

Jesus stellt die Frage dreimal. Dreimal hat Petrus Jesus verleugnet, dreimal gibt er ihm die Gelegenheit, ihm seine Liebe zu beteuern.

Beim ersten und zweiten mal verwendet Jesus "agape" (Gottesliebe), beim dritten mal wie Petrus alle drei male "philein" (lieb haben).

Die Liebe zu Jesus realisiert sich im Dienst ("Weide meine Schafe"), nicht im Gefühl oder in Worten.

Diese Hirtenliebe verschont auch das eigene Leben nicht (Beispiel Jesu) (V. 18.19)

Welche Bedeutung hat die Liebe Petri zu Jesus:

a) Aufgabe: "Wenn du mich lieb hast, dann widme dein Leben fortan der Aufgabe, meine Lämmer und Schafe zu weiden." Liebe ist nicht nur Privileg, sondern auch große Verantwortung.
Petrus ist eine besondere Aufgabe zuteil geworden, der große Hirte der Christenheit.

b) Leiden: "Solange du jung warst, hast du selbst bestimmt, wohin du gehen wolltest; aber eines Tages werden die Menschen auch dich ans Kreuz heften, und du wirst gehen, wohin du nicht gehen wolltest." Nach einer Legende wurde Petrus mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Liebe schließt stets Verantwortung und Opfer mit ein.

Petrus wird in seinem Dienst von Jesus geführt, nicht vom eigenen Willen.

Petrus spricht: "Ich will fischen gehen." (V.3) - Ich denke eine Lektion für Petrus in Anspielung auf Vers 18.

VV. 20-24:

Aufgabe Petri: Hirte Christi
Aufgabe Johannes': Zeuge Christi und alt zu werden.
Unterschiedliche Aufgaben sollen nicht zu Rivalen machen, sondern zu Dienern. Jeder soll an dem Platz dienen, den Christus ihm zugewiesen hat. "Kümmere dich nicht um die Aufgabe der anderen. Deine Aufgabe besteht darin, mir zu folgen."

-> Wir sollen uns nicht mit anderen Menschen vergleichen, sondern unsere Ehre darin suchen, Christus nach dem Maß der Fähigkeit zu dienen, die er uns zugemessen hat.

Hinweis auf den Wahrheitsgehalt besonders deutlich, da Johannes sich von den anderen drei Evangelien am stärksten unterscheidet. (V. 24)
Johannes identifiziert hier den Lieblingsjünger Jesu mit dem Verfasser des Johannesevangeliums (V. 20.24)
V. 25 muss im Lichte der damaligen Buchdruckkunst gesehen werden.