Neues Jahr – wir haben viel vor. Gedanke: Predigt über „Fünf unverzichtbare Gewohnheiten des geistlichen Lebens“ ® später.
Wichtiger - vor dem, was wir für Gott tun: Unsere Beziehung mit Gott. Es geht um Liebe – und um unser Herz.
Was ist geschehen?: Nachdem wir einige Jahre mit Gott unterwegs sind, wird die anfängliche Begeisterung und Freude am Leben mit Gott weniger. Wie bei jeder Freundschaft/Partnerschaft geht das ursprüngliche Kribbeln/klopfende Herz/Bedeutung jeder Begegnung unter in der Geschäftigkeit des Alltags.
Die Liebesbeziehung mit Jesus wird zu einer Zweckbeziehung. Aus dem „Abenteuer Glauben“, das uns früher zu großen Plänen und Taten motiviert hat, wird eine mühselige Reise. Wo sind die Tage, · an denen wir uns schon beim Aufwachen auf die Begegnung mit Gott gefreut haben · an denen wir die Bibel aufgeschlagen haben mit der Gewissheit, dass jetzt Gott redet · an denen wir in die Gemeinde gegangen sind mit der Erwartung, dass etwas Großartiges geschieht?
Ist Gott noch unser großer Liebhaber? Lassen wir ihn noch teilhaben an unseren Zukunftsgedanken, Gefühlen und Träumen? Ist er nicht vielmehr zum Polizisten geworden, der nur darauf achtet, ob wir auch alles richtig machen? Bsp: Anfrage: „Wo steht in der Bibel, dass man vor der Ehe keinen Sex haben darf?“ ® Wenn wir so fragen dann haben wir die Liebesbeziehung mit Gott längst hinter uns gelassen. Gott = Gesetz.
Augenblicke (alleine zuhause|nachts wach): es spricht eine Stimme aus unserem Herzen: „Das fehlt doch etwas. Da ist doch noch mehr. Bist du denn nicht durstig? Hast du nicht eine Sehnsucht nach einem anderen, tieferen Leben, nach einer tieferen, echten Beziehung?“
Das ist die verlorene Stimme des Herzens. „verloren“ - denn wir haben Gott aus unserem Herzen verdrängt und regeln unser Christsein mit dem Verstand. Deshalb versuchen wir, diese Stimme des Herzens zum Schweigen zu bringen („Es ist doch alles ok – so ist das Leben halt“): durch mehr Anstrengung und Aktivität für Gott, wir machen Schulungen, wir versuchen mehr zu beten, wir beginnen christliche Aktivitäten.
Aber dann kommt wieder diese Stimme aus unserem Herzen: „Ich sehne mich doch nach einer Liebesbeziehung, einem tiefen Erlebnis, einem Abenteuer. Ich bin für mehr geschaffen, ich weiß es.“
Manche von uns lassen sich auf diese Stimme ein und versuchen, das Bedürfnis nach Leben irgendwo zu stillen: · sie geben ihre Kraft ganz in ihre Arbeit und machen Karriere · oder sie legen sich ein Hobby zu, in das sie alles investieren · oder sie suchen Erfüllung bei einer Affäre mit einem Menschen · oder in den kleinen Genüssen des Lebens: Alkohol, Fernsehen ... ® und damit übertönen wir unser Herz, unsere Sehnsucht nach wahren, echten Leben.
Wenn wir diese Stimme unseres Herzens zum Schweigen bringen, dann verlieren wir den Kontakt zu unserem Herz. Und wir verlieren den Kontakt zu Gott, denn unser Herz ist der Ort, wo wir die Stimme Gottes hören. In unserem Herzen erkennen wir Gott, wir erleben ihn und erfahren seine unendliche Liebe. Am Ende kommt es gar nicht darauf an, wie viel wir erlebt oder erreicht haben – denn ein Leben ohne Herz ist es nicht wert, gelebt zu werden.
Bsp: Maria Schell – die große deutsche Schauspielerin – unzählige Liebesfilme in den 50ern und 60ern. Heute lebt sie – zurückgezogen und verbittert – auf einer Alm in Österreich. „Bei jeder neuen Beziehung mit Männern habe ich mein ganzes Herz und mein Leben gegeben. Und jedes Mal bin ich danach enttäuscht und verletzt worden. Ich habe immer alles gegeben – und alles verloren.“
Maria Schell hat ihr Herz gegeben – aber die Menschen wollten es nicht. Sie wollten ihre Schönheit, ihren Erfolg, ihren Wohlstand, ihr Ansehen. Wenn wir den Menschen nicht geben, was sie von uns erwarten, dann verlieren wir unseren Wert, unser Ansehen. Deshalb werden wir Manager. Wir managen unser Leben, indem wir gekonnt das einsetzen, was wir haben. Und wir machen – bewusst oder unbewusst – die Management-Strategien, die uns angepriesen werden: · „Fünf Schritte zum Erfolg“ · „Sechs Schritte zu einer glücklichen Ehe“ · „Sieben Schritte zum richtigen Christsein“.
Das ist nicht schlecht, aber es erreicht nicht unser Herz. Denn unser Herz reagiert nicht auf Prinzipien und Programme, sondern auf Leidenschaft und auf Liebe: ein Sonnenuntergang am Meer, ein Lied, ein Fußballspiel, ein Lächeln, eine Umarmung – und auch Leid und Not erreichen unser Herz.
In der Tiefe unseres Herzens sind wir alle Menschen, die einen riesigen Durst haben nach Leben und nach Liebe. Dafür sollten wir uns nicht schämen! Im Gegenteil: es ist gut, Durst zu haben! F: Spüren wir noch unseren Durst nach Leben?! ® Am Fenster stehen und sich fragen: Was soll das alles? Wo geht das hin? Was wird aus mir?
Aber was wir nicht sehen: das steht Jesus. Er sieht uns an. Und er sagt: Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt. (Offb 21,6).
Jesus liebt uns – so wie wir sind. Er breitet seine Arme aus. Er hat ein tiefes Verständnis für die Verwirrungen unserer Seele: für deinen Zorn, Mutlosigkeit, Untreue, Enttäuschungen. Er weiß, wie oft wir vom Leben erschöpft sind, ausgebrannt durch Arbeit, Beziehungen, Krankheit, Sünde. Und er liebt uns mit seiner barmherzigen Liebe, die uns frei macht von Minderwertigkeit und Scham. Jesus sieht unseren Durst. Es ist gut, wenn wir Durst haben, denn wer Durst hat, den lädt Jesus ein: zu trinken vom Wasser des (echten, wahren, ewigen) Lebens. Weil er uns liebt!
Warum liebt Gott mich/dich? Ich glaube, das kann man nicht erklären.
Warum lieben wir? F: Warum liebst du deinen Ehepartner/Freund/Kinder? ® Wir lieben, weil unser Herz liebt. Das kann man nicht in Worte fassen. Die Liebe ist ein Geheimnis. Aber man kann sie zeigen. Ich weiß nicht, warum Gott mich liebt – aber ich weiß, dass er mit liebt, denn er hat es mir gezeigt:
Gott aber hat uns seine große Liebe gerade dadurch bewiesen, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Als wir noch seine Feinde waren, hat Gott uns durch den Tod seines Sohnes mit sich selbst versöhnt. Wie viel mehr werden wir, da wir jetzt Frieden mit Gott haben, am Tage des Gerichts bewahrt bleiben, nachdem ja Christus auferstanden ist und lebt. (Rö 5,8+10)
Gott hat mich/dich erwählt! Vielleicht fühlst du dich wie ein Verlorener Sohn, der allen Dreck dieser Welt an den Händen hat – aber Gott hat dich erwählt!
Vielleicht fühlst du dich total nutzlos, unproduktiv, unwürdig. Wir denken immer wieder, dass wir uns Gottes Liebe verdienen müssen. So sind die meisten von uns aufgewachsen: man muss etwas leisten, um etwas zu bekommen. Daraus entsteht bei vielen Menschen eine Grund-Unsicherheit: Bin ich genug – kann ich genug – tue ich genug – genüge ich? Aber bei Gott ist es anders: wir müssen nichts leisten, um ihm zu gefallen. Er liebt uns einfach so. Weil er sich für uns entschieden hat. Ich bin genug, weil Jesus schon alles geleistet hat! Dem brauchen wir nichts hinzufügen. [Freue dich mal!]
Da ist also jemand, der dich liebt! Jemand, der die Wüsten deines Lebens kennt, und der deinen Durst kennt. Deine Sehnsucht nach Leben, nach Abenteuer, nach Geborgenheit, nach Liebe. Da ist jemand, der dir alles das geben kann: Gemeinschaft, Geborgenheit, Abenteuer, Liebe. Er sagt: „Ich mit dir, und du mit mir. Machst du mit?“ Das ist Beziehung – Liebesbeziehung! Alles andere zählt nicht, es wird vergehen. Nur eines zählt: die Liebesbeziehung zu Gott. Die Menschen fragten Jesus: Was ist das Wichtigste, was wir tun sollen? ® Liebe Gott, den Herrn, von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.
Eine Liebesbeziehung muss gestaltet werden – vor allem durch gemeinsame Zeit. Ganz wichtig: zweckfreie Zeiten. Bsp: Ehe: es gibt gemeinsame Zeiten, die einen Zweck haben: einkaufen, planen, Kinder, Haus ... Diese Zeiten alleine machen keine Ehe! Wenn es nur das gibt, wäre es eine Arbeitsbeziehung. Eine Ehe braucht Zeiten, die keinen Zweck haben als nur den einen: zusammen sein und zusammen erleben: reden, etwas unternehmen, essen (nicht nur zum satt werden), Zärtlichkeit und Sexualität ... Ohne diese Dinge ist eine Ehe keine Ehe!
So ist es auch in unserer Beziehung mit Gott. Unsere Beziehung zu Gott braucht „freie Zeiten“, ohne Zweck – nur aus Freundschaft und Liebe.
Jetzt wird nicht für etwas gebetet / auf unsere Unvollkommenheit geschaut / schlechtes Gewissen / gearbeitet. Das verstehen manche Leute nicht!
So wie bei der Frau mit dem Öl: Jesus ist bei einem Pharisäer eingeladen. Eine Frau in der Stadt, „eine Sünderin“, eine Prostituierte ® sie hat den Ansprüchen der Pharisäer nicht genügt! Sie war absolut ungenügend! ® Wir fühlen uns auch manchmal ungenügend, oder? Doch sehen wir mal, was diese Frau getan hat.
Sie kam in das Haus des Pharisäers und brachte ein Glas mit gutem Öl mit: das war das Beste, was sie hatte. Sie kam und sah Jesus und alle diese Männer um den Tisch liegen (orient. Sitte). Und als sie Jesus sah, wurde ihr Herz berührt. ® Es war eine Begegnung ihres Herzens. Sie setzt sich zu seinen Füßen. Und sie beginnt zu weinen. Das ist eigentlich peinlich – diese Männer schauen sie an – und sie weint. Sie kann nicht anders, denn spürt sie diese Sehnsucht nach Leben, nach Beziehung, nach Liebe. Tausend Beziehungen hat sie gehabt, aber alle nur für Geld. Sie wurde missbraucht, aber nicht wirklich geliebt. Sie musste immer ihre Rolle spielen (eine Prostituierte), aber nie durfte sie ihr Herz zeigen, ihre Tränen. Aber bei Jesus bricht eine Mauer, ein das Gefängnis ihres Herzens. Sie weint und weint und weint: weil Jesus sie liebt, so wie sie ist. So wie sie kommt, diese Frau, so nimmt er sie an. Die anderen Männer verachten sie – und sie verachten Jesus. „Weiß der denn nicht, was das für eine ist?“, so denkt der Gastgeber.
Aber diese Frau zeigt ihre Sehnsucht nach Leben: sie setzt sich an die Füße von Jesus und weint und salbt seine Füße mit Öl – ein Zeichen ihrer Liebe. Sie verbringt einfach Zeit mit Jesus – und das ist vielleicht die beste Zeit ihres Lebens.
Wir brauchen alle solche Zeiten – Zeit mit dem, der uns annimmt, uns liebt. Gott hat uns zuallererst dazu berufen, seine Kinder zu sein. Was macht ein Vater mit seinen Kindern? Er baut einen Turm aus Lego – und reißt ihn wieder ein. Was ist nach einer Stunde geblieben? Nichts. Aber eine wertvolle Zeit, die man zusammen verbracht hat. So ist Gott auch.
Ja, es gibt Zeiten, in denen wir mit Gott arbeiten, sein Reich bauen, seinen Auftrag tun. Das gehört dazu, das ist auch gut so. Aber das alleine ist zu wenig. Das ist eine Arbeitsbeziehung – aber wir brauchen eine Liebesbeziehung. Das sind Zeiten der Stille: nur Gott, der mich lieb hat, und ich („God & I – Time“): ohne Programm, ohne andere Menschen. ® Die kommen nicht von selbst, die muss man sich nehmen. Muss: Es gibt keinen Menschen, der eine tiefe Liebesbeziehung zu Gott hat, der sich nicht viel Zeit nimmt, in der er mit Gott alleine ist.
Die Formen sind so unterschiedlich, wie die Menschen unterschiedlich sind. Es gibt viele Wege, um mit Gott intensive Zeit zu verbringen: Schaukelstuhl, Musik, Natur/Laufen, Bibel lesen, Schreiben, Stille Tage ...
Gewiss ist: Ob dieses Jahr gelingt, hängt davon ab, ob wir solche Zeiten mit Gott verbringen: Zeiten der Ruhe – mit dem einen Zweck: Gott und ich alleine. Gott hat Zeit, er wartet und freut sich über uns.
F: Hast du diese Zeit mit Gott?