Ostern: Maria Magdalena, Joh. 20,1-18
Kernaussage: Jesus ist immer bei uns, unabhängig davon, ob wir es merken oder spüren
Gliederung:
- Einleitung
- Vorgeschichte von Maria (Mensch erfährt die Liebe zu Jesus)
- Erfahrung einer Krise (Ohnmacht Trauer)
- Wende / Wendepunkt (Erfahrung: Jesus ist da)
- Neuanfang (Auftrag, Weitersagen, Leben neu ordnen)
Auszug aus dem Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Berglen-Oppelsbohm:
Unser Leben ist unbegreiflich. Es gibt Tage, da scheint die Sonne. Wir sind zufrieden. Wir freuen uns, sind dankbar. Die Arbeit läuft gut, alle sind freundlich. Wir haben Anerkennung, Erfolg und Geborgenheit erlebt. Wenn diese Zeit doch nie aufhören würde!
Aber auf einmal verändert sich alles. Schwarze Wolken ziehen auf. Traurigkeit überkommt uns. Alles fällt uns schwer. Wir beklagen uns über Kleinigkeiten, machen uns Vorwürfe. Wir denken, das bleibt so und wir nie mehr anders.
Zurzeit scheinen die düsteren Seiten die Oberhand zu gewinnen. Ungeheure Naturkatastrophen, unermessliches Leid und Tod, schwierige wirtschaftliche Zeiten, Rekordarbeitslosigkeit, trübe Zukunftsaussichten. Viele Menschen verfallen in graue Resignation. Alles scheint hoffnungslos zu sein, früher war alles besser, nur noch Jammern und Klagen.
Doch erstens stimmt das nicht, die allermeisten Menschen leben zumindest bei uns in einem nie da gewesenen Wohlstand. Und zweitens verliert, wer nur jammert, den Blick für all das Gute und Helle, das das Leben immer noch für uns bereithält. Wir brauchen also einen neuen Blick, neue Augen.
In Frankreich gibt es einen alten Osterbrauch. Am Morgen des Ostersonntags laufen die Leute an den Dorfbrunnen und waschen sich die Augen mit dem klaren Brunnenwasser. Das macht einen klaren Blick, das macht "Oster-Augen". Damit die Menschen besser (ein)sehen, was durch die Auferstehung Jesu anders geworden ist. Um den lebendigen Jesus sehen zu können, der nicht mehr tot ist, sondern mitten unter uns lebt.
Einen solchen klaren Osterblick brauchen wir heute nötiger denn je. An Ostern hat Gott in Jesus Christus die dunkelste Macht der Welt besiegt, den Tod. Das Leben ist Sieger, darum kann die Hoffnung und Zuversicht größer sein als die Resignation.
Wenn wir das begreifen, bekommt unser Leben ein anderes Vorzeichen. Nicht mehr Schwarz-Sehen ist angesagt, sondern Mut und Vertrauen. Nach jeder Nacht kommt wieder ein neuer Morgen. Das Licht, das von Ostern ausgeht, strahlt heller als alle Dunkelheit in dieser Welt.
Wir möchten uns heute einen Menschen, eine Frau, in der Bibel anschauen, die genau diese gerade beschriebene Situation in ihrem Leben persönlich erfahren hat.
è Lesen des Textes, Johannes 20, 1-18
(1) Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weg war.
(2) Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
(3) Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab.
(4) Es liefen aber die zwei miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab,
(5) schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein.
(6) Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht die Leinentücher liegen,
(7) aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort.
(8) Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.
(9) Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste.
(10) Da gingen die Jünger wieder heim.
(11) Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab
(12) und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
(13) Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
(14) Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist.
(15) Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.
(16) Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!
(17) Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
(18) Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.
Manche von Euch haben schon einen geliebten Menschen durch den Tod verloren.
Es ist eine sehr schwere Situation, in die man sich nicht hineinversetzen kann, wenn man sie nicht schon selbst durchgemacht hat.
Für Liebende gibt es kaum etwas Schlimmeres als Abschied.
Die Frau, die wir uns anschauen, Maria Magdalena, war ebenfalls in solch einer Situation.
Vor Jesus:
- Maria hat Jesus geliebt wie kaum eine andere.
- Bevor sie Jesus kennen lernte, lebte sie ein Leben der Gebundenheit und Fremdbestimmung.
- Sie lebte nicht, sondern wurde gelebt.
- Sie hatte in ihrem Leben keine Hoffnung, sondern Angst
Mit Jesus:
- Durch ihre Begegnung mit Jesus ist sie geheilt worden von ihrer Krankheit, von ihrer Besessenheit (Gebundenheit); Jesus befreite sie von sieben bösen Geistern.
- Durch ihn hat sie Gott kennen gelernt.
- Mit Jesus hatte sie erst angefangen zu leben.
- Sie hörte ihn, lebte mit ihm, folgte ihm nach.
- Jesus ist für sie zum Lebensinhalt geworden.
- Durch ihn konnte sie wieder leben, das Leben war wieder lebenswert, hatte einen Sinn und ein Ziel.
- Sie hatte ein Stück Himmel auf Erden
- Die Entscheidung, wem sie ihr Leben anvertraut, war für sie gefallen.
Viele von uns haben diese Erfahrung auch schon gemacht, was es bedeutet, ein neues Leben mit Hilfe der Kraft Gottes beginnen zu können. Vielleicht war das Leben davor auch chaotisch oder nicht mehr lebenswert. Vielleicht schien aber auch nach außen hin alles geregelt zu verlaufen. Aber Gott hat etwas Neues beginnen lassen.
è Lebenszeugnis Wolfgang Dyck:
Schwer erziehbar
ständig gestohlen
unbelehrbar
Leben auf der Reeperbahn
insgesamt 11 Jahre im Knast
Gefangenenrevolte
kurz vor Entlassung Selbstmordversuch
bei Heilsarmee untergekommen
fand dort zum Glauben an Jesus
hat begonnen von Gott zu predigen am Bahnhof, in Tanzlokalen, Nachtclubs, in Gefängnissen, in Erziehungsheimen, in Kirchen, Gemeinden, Schulen
war anfänglich noch zweimal rückfällig, aber Gott veränderte sein Leben radikal
heiratete noch und bekam drei Kinder
starb 11 Jahre nach seiner Bekehrung
Nach einiger Zeit in ihrem Leben mit Jesus macht Maria eine neue Erfahrung:
Sie gerät in eine (Lebens-)Krise. Sie erlebt Ohnmacht und Trauer.
- Sie musste am Fuß des Kreuzes zusehen, wie ihr Herr gekreuzigt wurde und starb.
- Er wurde von seinen Neidern und Feinden getötet.
- Es war für sie und auch die anderen Jünger völlig unbegreiflich; sie hatten so viel Hoffnung in ihn gesetzt. Sie dachten er würde die politische Macht übernehmen und Israel von den Römern befreien.
- Maria war fassungslos.
- Sie war in größter Trauer (wie Überlebende des Tsunami: Haus, Zukunft, Angehörige verloren); Maria hatte Ihre Hoffnung, Zuversicht, Zukunft verloren.
- Die Karte, auf die sie alles gesetzt hatte, hat verloren (Bsp. Roulette: alles auf eine Zahl setzen und verlieren)
Lesen von V. 1:
Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weg war.
Die Beerdigung musste noch vor Einbruch der Dunkelheit erfolgen, vor Beginn des Sabbats (Freitagabend), denn am Sabbat durfte ein Jude nach dem Gesetz nicht arbeiten.
Jesus wurde in ein Felsengrab gelegt, und ein Stein davor gewälzt.
- Nach Ende des Sabbats (am Samstagabend) konnte es Maria kaum erwarten zum Grab zu gehen. Sie stand am Sonntag frühmorgens auf (in der Dunkelheit bei Vollmond), um zum Grab zu gehen.
- Was trieb sie zum Grab?
- Es war zum einen die Liebe, zum anderen die Ratlosigkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, die sie zum Grab trieb. Sie machte sich keine Gedanken, wer den schweren Stein wegrollen sollte.
- Dann stand eine neue unangenehme Erfahrung bevor: Das Grab war offen, der Stein war weggerollt.
- (Was dachte Maria wohl?) Etwas musste passiert sein. Vielleicht Diebstahl? Vielleicht Leichenschändung?
- Auf jeden Fall war es ihr zu heiß. Sie wagte sich nicht näher heran (Schließlich war es Nacht und sie war alleine unterwegs). Darum lief sie zu den anderen Jüngern.
- Zwei von ihnen (Petrus und Johannes) rannten zum Grab hin. Sie wurden ebenfalls neugierig. Petrus war derjenige, der als erster ins Grab hineinschaute (typisch Petrus).
-
Interessant ist, dass Johannes die Situation verstand. Er begriff als
erster, dass Jesus auferstanden war - nämlich als er das leere Grab sah.
(Deutlichere Übersetzung in der HfA: "Er sah sich darin um, und nun
glaubte er, dass Jesus von den Toten auferstanden war. Denn bis zu diesem
Zeitpunkt hatten sie die Stelle in der Heiligen Schrift noch nicht verstanden,
in der es heißt, dass Jesus von den Toten auferstehen wird.")
- Petrus verstand die Situation noch nicht. Seine Reaktion (war typisch Mann): Er ging wieder heim, obwohl er sich das Ganze nicht erklären konnte.
- Maria konnte sich's auch nicht erklären, sie blieb aber beim Grab, der letzten Lebenswirklichkeit Jesu.
Und jetzt versucht es Gott auf eine andere Art und Weise, ihr die Augen für die Wirklichkeit zu öffnen (Beginn der Wende in der Krise, ohne dass Maria es merkt):
Lesen von V. 11-13:
(11) Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab
(12) und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
(13) Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
- Es erscheinen auf einmal zwei Engel.
- Den Engeln sagt sie: "Sie haben meinen Herrn weggenommen", und damit ihre Hoffnung, ihr Leben und ihre Zukunft. Sie wurde ihres Lebens beraubt. Woher soll sie ihre Kraft nehmen?
- Für sie ist es der Abbruch der unmittelbaren Gotteserfahrung, der Fassbarkeit des Glaubens.
- Es bleibt nur die Erinnerung und das leere Grab.
Haben wir auch schon solche Erfahrungen gemacht oder machen vielleicht gerade solche Erfahrungen?
Dass wir plötzlich in eine Lebenskrise geraten?
- Sei es durch den Tod eines nahestehenden Menschen?
- Oder durch den Verlust des Arbeitsplatzes?
- Durch eine schwere Krankheit?
- Durch eine Beziehungskrise? Durch Trennung?
- Durch Zusammenkommen verschiedener schwieriger Umstände?
- Durch bewusstes Leben in der Sünde?
Plötzlich scheinen uns die Felle unter den Füßen wegzuschwimmen.
Alles worauf wir unser Lebenshaus bislang gebaut haben, scheint einzustürzen oder nichts mehr Wert zu sein.
Wie scheint Gott plötzlich so fern zu sein? Wie schwindet die Lebensfreude, die Hoffnung, die Freude am Glauben und an Gott? Wie scheint alles so aussichtslos, keine Hoffnung auf eine Wende?
Lesen von V. 14.15:
(14) Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist.
(15) Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.
- Jesus aber stand neben ihr. Doch Maria merkte es nicht und erkannte ihn nicht. Sie meint zunächst, es sei der Gärtner.
- Dass sie ihn nicht erkannt hatte, lag am veränderten Aussehen. (Kurze Erklärung des Auferstehungsleibs) Den anderen Jüngern ging es ebenso. (den Elf, Emmaus-Jünger, beim Fischen).
- Maria will in ihrer Verzweiflung ihren toten Herrn wieder ins Grab zurückbringen.
- Sie will ihm damit die letzte Liebe erweisen.
- Sie richtet ihren Blick auf das Grab anstatt auf Jesus (denn sie dreht sich nachher zu ihm um).
- Sie blickt auf die Vergangenheit anstatt auf die Möglichkeiten der Zukunft.
- Sie hat nur das menschlich Mögliche vor Augen und nicht auf das, was Gott vorhat.
- Maria konnte nicht glauben, dass Jesus am dritten Tag auferstehen wird und zum Leben zurückkehrt.
- "Ich will ihn holen" sagt Maria, obwohl sie nicht in der Lage ist, ihn zurückzutragen und noch weniger, in zum Leben zu erwecken.
Wie oft erkennen wir Jesus in unserem Leben nicht?
Wie oft haben wir mit einem toten Gott gelebt und gemeint er wäre nicht erfahrbar und erlebbar?
Wie oft sehen wir nur auf das, was menschlich möglich ist, anstatt unser Vertrauen auf Gott zu setzen und von Ihm Größeres zu erwarten? Das kann im persönlichen Leben so sein oder auch in der Gemeinde.
Wie oft starren wir auf die Vergangenheit, auf das "Grab", anstatt nach vorne zu schauen und dem Leben entgegenzusehen und entgegenzutreten, denn Jesus steht neben uns.
In Zweifel, Sünde steht Gott neben uns.
Wir müssen Jesus nicht helfen. Er will uns gebrauchen, um durch uns zu reden und zu leben.
Gott hat in der Krise eine Wende vorbereitet - jetzt gelangt diese zum ...
Lesen von V. 16:
(16) Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!
Wodurch erkennt Maria Jesus?
Jesus sagt zu ihr ganz einfach "Maria".
Jesus gibt sich zu erkennen, in dem er Marias Namen ruft.
Wenn Du bei deinem Namen gerufen wirst, sagt dieser Name mehr als tausend Worte.
Jesus ruft seine Nachfolger mit Namen (Bsp. Schafe).
Maria ruft "Mein Meister" - Sie hat Jesus erkannt.
Im Bruchteil einer Sekunde ist die Angst, die Traurigkeit, die Tränen wie weggeblasen.
Was hat sich geändert? Wodurch trat dieser Wendepunkt ein?
Real hat sich nichts geändert, äußerlich ist in dieser Situation alles beim Gleichen geblieben.
Wirklich geändert hatte sich bereits am frühen Morgen etwas: Da ist Jesus auferstanden!
Warum wurde aber bei Maria gerade jetzt der Tod zum Leben, die Dunkelheit zum Licht?
Warum war am Morgen bei ihr Verzweiflung, Trauer und Hoffnungslosigkeit, obwohl Jesus zu diesem Zeitpunkt doch schon auferstanden war?
Der Unterschied ist die Erkenntnis: Maria erkannte in diesem Moment, was schon vorher bereits für sie gegolten hat.
Was trennt uns von der Seligkeit? -> Die Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass Jesus stellvertretend für unsere Schuld gestorben ist, aber nicht im Tod geblieben ist, sondern mit seiner Auferstehung den Tod besiegt und unsere Schuld getilgt hat.
Wenn wir nur etwas davon ahnen, was das erste Ostern für uns bedeutet, so ist das die Wende unseres Lebens!
Die äußeren Umstände bleiben gleich; gleicher Beruf, gleiche Familie, gleiche Umstände, aber neues Leben.
Krankheit, Sterblichkeit, Vergänglichkeit bleiben -> Aber die Wende zum Leben ist eingetreten.
So war es auch bei Maria. Äußerlich hat sich nichts geändert, aber sie hat erkannt, dass Jesus lebt und auferstanden ist.
Wenn wir in einer Lebenskrise sind, dann kommt der Wendepunkt vielleicht nicht so schnell wie bei Maria. Aber er kommt.
- Wir bekommen Wege aus der Verzweiflung aufgezeigt.
- Wir haben wieder Hoffnung zum Leben.
- Wir werden Prioritäten in unserem Leben ändern. (z.B. der Arbeit für Gott höhere Prio einräumen als Hobbies oder Beruf. Das bedeutet natürlich dennoch, dass ich Hobby und Beruf ernst nehmen darf und mich auch daran freuen, die Frage ist aber: Für welches Ziel möchte ich mein Leben einsetzen, mein Leben zur Verfügung stellen - denn ich habe nur eine begrenzte Zeit).
- Wir lernen, auf Gott zu vertrauen, und nicht auf uns selbst. (Bsp. Mose)
- Wir lernen, Undankbarkeit, Unzufriedenheit, Vergleichen mehr und mehr abzulegen (gerade diese Dinge bringen uns weg von Gott und machen uns unglücklich).
- Wir dürfen uns nicht beeindrucken lassen von denen, welchen es besser geht. (Es geht darum, wie Gott unser Leben führt und was er daraus machen will).
Was hat Maria gelernt durch ihre Lebenskrise?
Lesen von V. 17.18
(17) Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
(18) Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.
Nun beginnt quasi ein Neuanfang für Maria.
Sie lernt Jesus von einer ganz neuen Seite kennen.
Sie hat ihre Lebenskrise positiv überstanden, weil sie sich nicht davon abbringen lassen hat, Jesus zu suchen. Wir haben in der Krise auch immer diese beiden Möglichkeiten: Die Hilfe bei uns selbst zu suchen oder bei Gott.
Jesus gibt sich ihr zu erkennen, wenn auch auf eine ganz andere Art, wie sie es erwartet hätte. Sie hatte gedacht, dass sie seinen toten Körper findet; Jesus aber zeigte sich ihr als der Lebendige, der Auferstandene.
Und genau das war ja das Großartige: Jesus zeigt sich auf eine viel bessere Art und Weise. Und das verändert ihr Leben in einem Augenblick!
Unglückliche Übersetzung in manchen Bibeln: "Rühre mich nicht an" muss besser heißen "Halte mich nicht (länger) fest." Denn die anderen Jünger durften / sollten ihn ja auch berühren. Jesus wollte jedoch nicht, dass sie ihn jetzt festhält, denn sein nächster Auftrag ist, in den Himmel zurückzukehren, zu Gott, seinem Vater.
Jesus: "Ich gehe zu meinem Gott, der jetzt auch euer Gott ist."
Fast jede Gotteserscheinung / Gottesbegegnung hat in der Bibel auch einen Auftrag zur Folge.
Maria hat die Aufgabe, ihre Begegnung den Jüngern weiterzusagen.
Wir sind nicht gesandt, den toten Jesus weiterzutragen, sondern zu sagen: "Der Herr ist auferstanden". (Gerade hier scheiden sich ja häufig die Geister. Mann kann über Gott diskutieren, über Jesus als vorbildlichen Menschen, aber kritisch wird es, wenn wir über den auferstandenen Jesus sprechen.)
Nun könnte die Frage aufkommen: Hat es Maria nicht gut gehabt, weil sie Jesus gesehen hat?
Wir können Jesus auch sehen.
Zwar nicht mit den Augen, aber mit dem Herzen.
Zitat von Antoine de Saint-Exupery: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Und Jesus drückte das seinen Jüngern gegenüber so aus: "Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben." (Joh. 14,19)
Die Gemeinde, an die Johannes das Evangelium geschrieben hat, war in derselben Situation wie wir heute: Sie haben Jesus auch nicht selbst gesehen.
Indem wir aber die Lebensgeschichte von Jesus hören, werden wir angesprochen und berührt.
Jesus hat als Ersatz den Heiligen Geist gesandt. "Ich will Euch nicht als Waisen zurücklassen" (Joh. 14,18). Er ist ständig bei uns und vertritt Jesus.
Damit erleben wir die Gegenwart Jesu in unseren Herzen und in der Gemeinde.
Auch wenn wir es nicht immer erkennen, dass Jesus uns so nahe ist.
Angenommen, Jesus würde jetzt hier in diesem Raum sichtbar erscheinen.
Wir würden wahrscheinlich erschrecken oder zu Boden fallen.
Aber: Er ist doch da, nur wir rechnen oft nicht damit, wir nehmen ihn oft nicht ernst, wir sehen ihn nicht.
Wir sollen Jesus ernst nehmen.
Wir dürfen wissen, dass er immer bei uns ist.
Jesus ist nicht mehr greifbar, aber doch da.
Es gibt seit der Auferstehung keine Situation, wo er uns nicht begleitet.
Wir dürfen Jesus mit in unseren Alltag einbeziehen und so leben, als würde er sichtbar neben uns stehen (sitzen).
Das ist ein Leben mit dem auferstandenen Jesus.
Das kann ein kleines Gebet sein, wenn wir den Tag über Hilfe brauchen, oder ein kleines Dankeschön, wenn er uns seine Liebe gezeigt hat.
Jesus kann uns auch in anderen Menschen begegnen. Nicht immer erkennen wir dabei Jesus.
Schließen möchte ich mit einem Zitat von Karl Barth:
"Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht umherlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat."